Es ist eine Erfahrung, die einsam machen akann, sagt Kat. Kein Thema für Familienfeiern, kein Job, den sie ihren kleinen Zwillingen zeigen könnte. Das sagen auch Gail Kocourek, die Wasser in der Wüste verteilt. Und Flor, die in den 80er Jahren selbst mit ihren Eltern über diese Grenze geflohen ist.
Als George W. Bush nach 9-11 die Grenze verstärkte – um Terroristen abzuwehren, wie er sagte – wichen die Einwanderer auf die entlegensten Routen aus, etwa durch die Wüste südlich von Tucson. Seither wird Kat immer öfter ins Leichenhaus gerufen, bis sie es nicht mehr aushält. 2003 beschließt sie zusammen mit anderen Anwohnern die gleiche Strecke zu gehen wie die Migranten. Jährlich, bis das Sterben endet.
Es endete nicht und Kat läuft noch immer: Im Juni 2016 waren 70 Frauen, Männer und Kinder für sieben Tage zu Fuß von Sonora/Mexiko bis Tucson/USA unterwegs, 120 Kilometer bei Temperaturen über 40 Grad Celsius. Jede mit dem Kreuz eines Migranten, der es nicht geschafft hat. Darunter auch Flor, Saulo und Natividad, die selbst als Kinder auf diesem Weg geflohen sind.
Ich habe sie auf dem ganzen Weg begleitet und erzähle in diesem Radiofeature, wie die einzelnen versuchen das Sterben zu stoppen und dabei doch unendlich langsam vorankommen.
Am letzten Tag erfahren Kat und die anderen, dass gerade nicht weit von ihrem Camp zwei Migranten gestorben sind. Zehn weitere wurden von der Grenzpolizei verhaftet. Viele denken an die zehn jungen Männer aus Honduras, die sie in Sasabe getroffen haben – kurz vor ihrem Aufbruch. Eine Karte hatten sie nicht – nur einen Rosenkranz und die feste Überzeugung es zu schaffen.