Brüssel unter drei

Im Juli habe ich zum ersten Mal eine Journalistenreise organisiert und begleitet – mit 16 Kollegen des JVBB ging es zur EU-Kommission nach Brüssel. Einen Reisebericht von mir gibt es hier >> und einen vom DJV Berlin hier >>.

Einen Reisebericht von mir gibt es hier >> und einen vom DJV Berlin hier >>.

  • im Gespräch mit Referenten
  • und auf einer Pressekonferenz:
  • Die Teilnehmer nutzten die Reise für Diskussionen und neue Kontakte.
  • Doch Brüssel konnte auch mit kulinarischen Highlights überzeugen. Im Bild: die „beste Frittenbude Belgiens“

EU-Schuldenkrise, ACTA, Schengen-Reform – in Brüssel gibt es kein Sommerloch. Davon konnten sich die 17 Journalisten überzeugen, die Anfang Juli zu einer dreitägigen Fortbildungsreise in die Quasi-Hauptstadt Europas aufbrachen. Im Berlaymont fühlten die Teilnehmer Sprechern und Referenten der EU-Kommission auf den Zahn, mischten sich bei einer Pressekonferenz unter die Korrespondenten und besichtigten das Fernsehstudio der Kommission. Außerdem besuchten die Teilnehmer die Ständige Vertretung der Bundesrepublik – ein wahrer Programmmarathon.

Rund drei Viertel aller deutschen Gesetze kommen mittlerweile aus Brüssel – vor diesem Hintergrund diskutierten die Teilnehmer mit Barrosos Sprecher Jens Mester unter anderem über die demokratische Legitimation der EU-Kommission. Hans Stielstra, stellvertretender Abteilungsleiter der Generaldirektion Umwelt, ließ sich zu den europäischen Visionen für die Zukunft unseres Planeten befragen; im Mittelpunkt der Debatte stand das auf dem UN-Nachhaltigkeitsgipfel in Rio platzierte Konzept der „Green Economy“. Schließlich nahm Jan Ceyssens von der Generaldirektion Binnenmarkt und Dienstleistungen zu Bankenrettungen Stellung und zeigte mögliche Wege aus der Schuldenkrise auf. Den Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso und die 26 Kommissare bekamen die Mitreisenden nicht zu Gesicht, da diese zeitgleich in Zypern gastierten – anlässlich der neuen EU-Ratspräsidentschaft. Wie bei den fünf vorangegangenen Brüssel-Reisen waren auch in diesem Jahr alle Gespräche „unter drei“ und nicht zur Veröffentlichung bestimmt.

Besonders interessant gerade für die Fernsehkollegen war ein Besuch in den TV-Studios der EU-Kommission. Wer kennt schon den Sender EbS? Dabei entsteht hier das Footage zu allen wichtigen Veranstaltungen in der Kommission; Journalisten – akkreditierte und nicht akkreditierte – können sich für eigene Beiträge kostenlos bei dem Material bedienen, auch online: www.ec.europa.eu/avservices. Neben aktuellen Veranstaltungen enthält das Archiv auch historische Aufnahmen, Fotos und Audiodokumente.

Beliefert die Kommission die Korrespondenten auch mit fertigen, kommentierten Beiträgen? Frederic D’hondt vom Newsdesk lacht, die Frage hört er oft. „Wir machen hier keine EU-Propaganda, sondern liefern nur zu. So können sich die Kameraleute und Journalisten auf die kreative und analytische Arbeit konzentrieren.“ D’hondt hat beobachtet, dass gerade kleinere Mitgliedsstaaten mit wenigen Brüssel-Korrespondenten vom EbS-Material Gebrauch machen. „Aber auch ARD-Reporter bedienen sich hier immer mal – auch wenn sie das in ihren Redaktionen nicht groß erwähnen.“

Trotz des dichten Programms fanden die Mitreisenden die Zeit, Brüsseler Nachtluft zu schnuppern und den kulinarischen Geheimtipp der EU-Metropole zu probieren: die Pommes auf dem Place Jourdan.Und so sind es wohl vor allem die Pausengespräche und Zufallsbekanntschaften, die allen langfristig im Gedächtnis bleiben werden. Junge und erfahrenere Kollegen, Filmemacher und Onliner, Wirtschafts- und Politikexperten: Gerade die bunte Mischung der Gruppe machte den Reiz dieser Fahrt aus. „Ich fand die Reise inspirierend und lehrreich – nicht zuletzt wegen der guten Gespräche mit den Kollegen nach Feierabend“, resümiert Oliver Scheiner (JVBB). Und auch Thomas Hauer (DJV Berlin) wusste vor allem die Fortsetzung der Diskussionen zu schätzen: „Natürlich müsste jeder vernünftig denkende Europäer für ein einiges Europa sein. Aber dazu gehört auch die Frage, in was für einem Europa wir leben wollen.”

Die Reise wurde finanziell unterstützt von der Europäische Kommission.