Schön soll sie sein, und unüberwindbar

Die Ausschreibung für Donald Trumps Mauer zu Mexiko ist angelaufen. Hunderte Bauunternehmen bewerben sich darauf. Sie riskieren nicht nur einen Imageschaden.

veröffentlicht am 23. März 2017 auf ZEIT ONLINE sowie auf dem ZEIT-Instagram-Account im April 2017 >>

Die Grenze zu schließen, über die seine Vorfahren selbst eingereist sind, ist für Marc Uribe kein Widerspruch. “Politik ist Politik, Arbeit ist Arbeit”, sagt der Projektleiter von De La Fuente Construction, einem Bauunternehmen aus der Grenzstadt San Diego. „Ich habe kein Problem damit, ein bisschen Sicherheit um unser Land herum zu bauen.“ Die Sicherheit, von der er spricht, soll etwa neun Meter hoch und 3.000 Kilometer lang werden. Uribe will Donald Trump helfen, sein Prestigeprojekt umzusetzen: die „große, schöne, mächtige“ Grenzmauer, die er seinen Wählern versprochen hat.

Dieses Versprechen spaltet die USA seit fast zwei Jahren – ohne, dass bisher auch nur ein einziger Zementblock gegossen wurde. Wer sich vor mexikanischen Kartellen oder papierlosen Arbeitern fürchtet, hatte einen Grund Trump zu wählen. Alle anderen verspotten und verschmähen die Idee: die mexikanische Regierung ebenso wie zuletzt 63 Prozent der US-Bürger – darunter auch Trump-Wähler, die eine Mauer für unfinanzierbar, undurchführbar oder unmenschlich halten.

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Zwölf Tage für ein Mauer-Konzept

Umso eiliger hat es Trump damit, seine Idee zu zementieren: In seiner ersten Amtswoche unterzeichnete er ein Dekret, das das Heimatschutzministerium anweist den Mauerbau zu beschleunigen. Seither überschlägt sich das Ministerium: Am 24. Februar veröffentlicht es eine „Vorab-Ausschreibung“, in der es Firmen vage um Prototypen für eine „neun Meter hohe Mauerstruktur aus Zement“ bittet – eine Mauer, „die ausreichend ästhetisch, widerstandsfähig und nicht überkletterbar“ sein sollte. Als das Ministerium mit fast zwei Wochen Verspätung am 17. März schließlich Ausschreibungen für Mauer-Prototypen aus Zement oder anderen Materialien veröffentlichte, blieb interessierten Unternehmen für die Konzepterstellung gerade noch zwölf Tage Zeit.

„Der Zeitplan ist atemberaubend knapp“, sagt Jennifer Plitsch, eine leitende Anwältin der Kanzlei Covington & Burling in Washington D.C., die Unternehmen bei der Bewerbung für Regierungsaufträge berät.

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“Illegale Einwanderer? Dass ich nicht lache! Die Trump-Wähler stammen doch selbst von Kolumbus und seinen Leuten ab”, sagt Mike Wilson, 67, Native American vom Stamm der Tohono-O’odham. “Die meisten Menschen, die heute aus Zentralamerika in die USA fliehen, sind Indigene wie wir. Umso enttäuschter bin ich von der Reaktion meines Stammes: Als Pastor des Reservats habe ich zwölf Jahre lang Wasserkanister für Flüchtlinge aufgestellt, doch die Kanister wurden immer wieder zerstört und der Stammesrat drohte, mich aus der Gemeinschaft auszuschließen. Da habe ich das Reservat verlassen. Heute ist es der einzige Ort in der Sonora-Wüste, in dem Wasserstellen für Migranten gesetzlich verboten sind – und es kommt zu überproportional vielen Todesfällen, etwa 70 pro Jahr. Aus meiner Sicht trägt der Stammesrat eine Mitverantwortung. Sie haben der Border Patrol erlaubt, ein Gefängnis, Wachtürme und Checkpoints bei uns zu errichten – aus lauter Angst, dass dem Reservat die staatlichen Zuschüsse gekürzt werden könnten. Jetzt können nicht einmal mehr unsere Tohono-Brüder und Schwestern zu Besuch kommen, die bei der Zweiteilung des Reservats 1853 in Mexiko geblieben sind. Wir haben den Geist aus der Flasche gelassen und bekommen ihn nicht wieder zurück. Gegen eine Mauer auf Tohono-Land werden sich meine Leute nicht wehren können.” #trump100 #100daysoftrump #trumpprotest #Arizona #borderland #nativeamerican #tohonooodham #mexiko #mexico (📷 & Protokoll von @chessocampo)

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