Die Grenze zu schließen, über die seine Vorfahren selbst eingereist sind, ist für Marc Uribe kein Widerspruch. “Politik ist Politik, Arbeit ist Arbeit”, sagt der Projektleiter von De La Fuente Construction, einem Bauunternehmen aus der Grenzstadt San Diego. „Ich habe kein Problem damit, ein bisschen Sicherheit um unser Land herum zu bauen.“ Die Sicherheit, von der er spricht, soll etwa neun Meter hoch und 3.000 Kilometer lang werden. Uribe will Donald Trump helfen, sein Prestigeprojekt umzusetzen: die „große, schöne, mächtige“ Grenzmauer, die er seinen Wählern versprochen hat.
Dieses Versprechen spaltet die USA seit fast zwei Jahren – ohne, dass bisher auch nur ein einziger Zementblock gegossen wurde. Wer sich vor mexikanischen Kartellen oder papierlosen Arbeitern fürchtet, hatte einen Grund Trump zu wählen. Alle anderen verspotten und verschmähen die Idee: die mexikanische Regierung ebenso wie zuletzt 63 Prozent der US-Bürger – darunter auch Trump-Wähler, die eine Mauer für unfinanzierbar, undurchführbar oder unmenschlich halten.
Zwölf Tage für ein Mauer-Konzept
Umso eiliger hat es Trump damit, seine Idee zu zementieren: In seiner ersten Amtswoche unterzeichnete er ein Dekret, das das Heimatschutzministerium anweist den Mauerbau zu beschleunigen. Seither überschlägt sich das Ministerium: Am 24. Februar veröffentlicht es eine „Vorab-Ausschreibung“, in der es Firmen vage um Prototypen für eine „neun Meter hohe Mauerstruktur aus Zement“ bittet – eine Mauer, „die ausreichend ästhetisch, widerstandsfähig und nicht überkletterbar“ sein sollte. Als das Ministerium mit fast zwei Wochen Verspätung am 17. März schließlich Ausschreibungen für Mauer-Prototypen aus Zement oder anderen Materialien veröffentlichte, blieb interessierten Unternehmen für die Konzepterstellung gerade noch zwölf Tage Zeit.
„Der Zeitplan ist atemberaubend knapp“, sagt Jennifer Plitsch, eine leitende Anwältin der Kanzlei Covington & Burling in Washington D.C., die Unternehmen bei der Bewerbung für Regierungsaufträge berät.
weiter auf ZEIT ONLINE >>