Ein Blick aufs Meer; und zurück aufs Land, das sturmumtost festhält, was es doch bald verlieren wird; in einer letzten endlichen Umarmung. An diesem unwahrscheinlichen Fleckchen Erde in einem unauffälligen Land, deren weißer Lehmhütten man erst gewahr wird, wenn man ganz nahe herankommt, zögert eine Stadt den Abschied hinaus – den unumgänglichen Abschied des Festlands vor dem räuberischen Meer. Jahr um Jahr bröckelt ihre Küste, vertreiben Fluten und Erdbeben die Bewohner aus ihren Häusern; und doch hält die Stadt am Unmöglichen fest – aus Liebe zu sich selbst, aus Wissen um die Sterblichkeit alles Irdischen, aus Demut vor dem Schicksal.
Auch wir waren Lissabonner seit jenem frühen Tag, da wir in einem Wohnzimmer am Ende der Welt unser Ende sahen in aller weltanschaulichen, sprachlichen und geographischen Klarheit. Denn obwohl wir wussten, dass wir wie Staub verwehen müssten, falls wir an jenem unsagbaren Ort blieben, entschieden wir, um jenes anderen Erdwesens willen zu verharren bis zum allerletzten Moment, das Schweigen kreisen zu lassen um einen einzigen Tag und eine ganze Zukunft wie die Aasgeier um die Küste vor der Flut, bis wir selbst ins Meer gespült würden – er vorwärts, rückwärts ich.
Doch wir wurden niemals mehr dieselben; Melancholiker, “Lissabonner” von diesem Moment an, in dem die Gewissheit um das bloße Warten sich in uns festsetzte wie der Staub von Jahrhunderten.
– für T. –