Ihre Gesichter sind das einzig Lebendige in dieser Gegend, die im Meer versinkt: feucht schimmernde Haut vor einem grauen Regenhimmel. Auch auf den abgelegensten Inseln in den „Sundarbans“, jenem riesigen Mangrovenwald zwischen Bangladesch und Indien, setzt Fotograf Peter Caton Studiolicht ein. Das gibt den Porträtierten etwas Heldenhaftes, fast Glamourös-Inszeniertes: Wie Bhupal Schlammbrocken für den Deich stemmt oder Anjana im Wasser hockt, als wolle sie ihre paradiesische Insel niemals verlassen. Und heldenhaft sind sie, die Bewohner der Sundarbans; mit der Kraft der Verzweifelten versuchen sie das Versinken ihrer Heimat noch ein wenig hinauszuzögern. Doch es wird ihnen nicht gelingen – dafür werden die Industrieländer mit ihren CO²-Emissionen schon sorgen.
4,3 Millionen Menschen leben heute noch auf den Hundert Sumpfinseln im Gangesdelta, die schon oft überflutet wurden, dass heute überall matschige Krater klaffen, wo einmal Häuser standen. Viele Vertriebene harren in Zelten auf den Deichen aus, Trinkwasser ist rar und die Cholera breitet sich aus. Vier Inseln wurden in den letzten zwei Jahrzehnten vom Meer verschluckt. 6.000 Familien haben alles verloren, weitere werden folgen.
Der britische Fotojournalist Peter Caton ist seit 2007 mehrmals in die Sundarbans gereist; die Eindrücke haben den 34-Jährigen so geprägt, dass der Klimawandel zum Leitmotiv seiner fotografischen Arbeit geworden ist. Die Kinder, die in dieser untergehenden Welt geboren wurden, blicken auf seinen Fotos ins Leere. „Ich habe Angst vor dem Sturm“, gestand ihm der kleine Sanjiv. „Bei jedem Sturm klettere ich aufs Dach und esse Puffreis und Zucker.“ Seine Angst war berechtigt. Drei Monate, nachdem Caton die „Sinking Sunderbans“ fotografierte, erschütterte der Zyklon Aila die Region und hinterließ Not und Zerstörung. So wie auf diesen Fotos hat man diese Inseln zum letzten Mal gesehen.
(zur Audio-Slide-Show “Sinking Sundarbans – Climate Voices” von Peter Caton und Cristiane Aoki >>)