Beim versuchten „Sturm“ auf das Kopenhagener Konferenzgebäude durch knapp 3.000 Demonstranten hat die dänische Polizei am Mittwochmittag ihre harte Linie fortgesetzt. Nach Angaben des Aktionsbündnisses „Climate Justice Action“ (CJA) setzte die Polizei Schlagstöcke, Pfefferspray, Tränengas und Hunde gegen die Demonstranten ein. Rund 240 Personen wurden festgenommen, gefesselt und für bis zu 72 Stunden in einen Massenarrest gebracht.
„Diese Reaktion überrascht uns nicht“, sagte CJA-Sprecherin Natalie Swister dem epd. „Die dänische Polizei hat den Protest von Anfang an mit unverhältnismäßigen Mitteln unterdrückt.“ Die Polizei war noch zu keiner Stellungnahme bereit. Seit 10 Uhr hatten sich auf dem Vorplatz des Konferenzzentrums knapp 3.000 Demonstranten verschiedener Nichtregierungsorganisationen und indigener Gruppen versammelt, um gegen „falsche Lösungen“ der Klimakrise zu protestieren. Zeitgleich haben autonome Gruppen an verschiedenen Stellen versucht, den Sicherheitszaun zu überwinden, um auf das Gelände des Konferenzzentrums zu gelangen und dort eine „Gegenkonferenz“ auszurufen. Tatsaechlich gelang es fünf Aktivisten, mit Luftmatratzen eine erste Absperrung zu überwinden, wo sie umgehend festgenommen wurden.
Gegen 11.15 Uhr löste sich im Innern des Konferenzentrums eine Demonstration des Internationalen Forums indigener Völker gegen den Klimawandel, dem sich rund 300 Konferenzbeobachter und bolivianische Delegierte anschlossen. Mit dem Ruf „La tierra no se vende, la tierra se defende“ („Wir dürfen die Erde nicht verkaufen, sondern müssen sie beschützen.“) kritisierten sie die rein technischen und marktbasierten Ansätze, die auf der Klimakonferenz diskutiert werden. Diese seien unsicher und ungerecht; eine Lösung der Klimakrise liege allein im Konsumverzicht.
Nach ihrem Zug durch die Flure des Konferenzgebäudes traf die Demonstration draußen auf die Gruppe der „Climate Justice Action“, mit der sie eine „Konferenz der Zivilgesellschaft“ vor dem Gebäude begannen. Dort wolle man denjenigen eine Stimme geben, die während des Gipfels nicht gehört werden, sagte CJA-Sprecherin Friederike Habermann: „Nach 15 Verhandlungsjahren ohne richtige Lösungen wollen wir heute die Tagesordnung verändern, um wirkliche und gerechte Lösungen zu diskutieren.“ Globalisierungskritikerin Naomi Klein, die ebenfalls an den Protesten teilnahm, forderte die Industrieländer dazu auf, ihre Klimaschuld gegenüber den Ländern des Südens anzuerkennen sowie die Land- und Wasserrechte indigener Gruppen zu respektieren. Ansonsten sei „gar kein Abkommen immer noch besser als ein schlechtes Abkommen“, so Klein.
Bereits am Dienstagnachmittag war der deutsche Sprecher des Bündnisses, Tadzio Müller, wegen Verdachts auf Vorbereitung strafbarer Aktivitäten festgenommen worden. Nach Polizeiangaben wurde er am MIttwochmorgen um 10.30 Uhr einem Richter vorgeführt. „Die Polizei glaubt offensichtlich, sie könne den Protest stoppen, indem sie einige führende Köpfe festnimmt“, sagte die Globalisierungskritikerin Naomi Klein am Dienstagabend auf einem Gegengipfel in Kopenhagen. „Wir gehen trotzdem weiterhin auf die Straße.“